#Franz Kustermann
Brass Band Unterallgäu begeistert in Wolfertschwenden.
Warum Dirigent Michael Fischer beim Konzert rote Socken trug.
Allesamt waren sie vom Scheitel bis zur Sohle in feinstem, schwarzen Zwirn gehüllt und nur mit einer kleinen, rostbraunen Fliege als Farbtupfer: Was die 33 Musiker und Musikerinnen der Brass Band Unterallgäu in britischer Originalbesetzung aber heuer bei ihrem Abschlusskonzert präsentierten, war nicht nur edel – es war höchst mitreißende, symphonische Blasmusik vom Allerfeinsten. Da gab es kraftvolle Klänge mit unglaublich emotionaler Tiefe und geradezu makellos perfektioniert. Jeder Höhepunkt wurde vom Nächsten noch mal überboten.
Der Name der im Jahr 2016 gegründeten Brass Band lässt zwar vermuten, dass die meisten aus dem Unterallgäu kommen; dem ist aber nicht so. Die begnadeten, höchst ambitionierten Instrumenten-Liebhaber im Alter zwischen 18 und 63 Jahren stammen von unterschiedlichen Orchestern aus dem gesamten Allgäu.
Wie Moderator Sebastian Hölzle in seinen humorvollen Ankündigungen betonte, brachte das heutige „Jahr des Drachen“ dem Klangkörper viel positive Energie, Glück und Erfolg. So durfte die Brass Band etwa zusammen mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter dem weltbekannten Dirigenten Sir Simon Rattle auf der Bühne musizieren. Wie makellos-mitreißend dies auch unter ihrem Dirigenten Michael Fischer gelang, wurde beim Abschlusskonzert deutlich: „Olympic Spirit“ hatte Fischer nicht nur zu seiner eigenen Hochzeit mit Gattin Carmen ausgewählt, sondern auch als Auftakt in Wolfertschwenden. Hier stach besonders die Tuba hervor. Bei „Carmen Fantasy“ hielt die mitreißende Bassposaune vom grandios virtuosen Solisten, Sebastian Michel, Zwiesprache mit den fünf mächtigen Tuben mitten im Klangkörper. Weiteres Highlight war „As with gladness“, bei dem Tanja Dusel mit ihrem Flügelhorn-Solo die Zuschauer gerade in euphorisches Erstaunen versetzte. Das chinesische Jahr des Drachen setzte sich mit „The Year of the Dragon“ (Philip Sparke) fort: Mit einem Wettkampf zwischen Tuben und Cornets, während schließlich die Posaune das Zepter an sich riss.
Bei der Latin Fantasy „El Camino Real“ kam die Vielfalt der Schlagwerke voll zur Geltung. Mit dem „Sugar Blues“ (Solistin am Solo-Cornet war Jana Mayer) wurden quasi Opas fetzige Jazz-Schallplatten aus den 1920er Jahren reaktiviert. Danach wurde das Publikum abermals ins Reich der Mitte entführt, wo der Pandabär im Animationsfilm „Kung Fu Panda“ als Drachenkrieger erbittert gegen die bösen Mächte kämpft. Hier kamen sämtliche Schlagwerker tongewaltig zum Einsatz. Da es im „Jahr des Drachen“ für möglichst viel Glück enorm wichtig ist, rote Kleidung zu tragen, hatte sich Dirigent Michael Fischer extra rote Socken angezogen. Ob er, wie vom Moderator behauptet, auch rote Unterhosen getragen hatte, ließ er offen.